Ein Wikingermädel, zwei Trolle und wir drei

28. bis 30. Juli 2011

Wir sind gerade von unserer Wandertour zurückgekommen und sind jetzt am oberen Spitz der Lofoten auf einem Campingplatz. Andy und Edi haben sich gerade aufgemacht, die nette Empfangsdame vom Camping etwas zu nerven. Ich nütze die Zeit um den Bericht zu schreiben, der – wir waren ja drei Tage nicht aktuell – jetzt natürlich etwas länger ausfallen wird.

Zuerst die trockenen Fakten:
1. Vom Fiskefjord (0 m) zur Toralfsbu (530 m Höhe). 3h:49min Laufzeit, 9,35 km.
2. Von der Toralfsbu zur Haakonsbu (406 m Höhe). 2h:09min Laufzeit, 6,56 km.
3. Von der Haakonsbu zurück zum Fiskefjord. 3h:16min Laufzeit, 10,56 km.

Der Beginn der Tour fing super an. Tolles Wetter, Aussicht spezial und die erste Stunde war der Anstieg auch gar nicht so schwer. Gut 20 Minuten konnten wir laufen, bis ich plötzlich stehen blieb und Worte in die tolle Landschaft geschrien habe, die ich hier lieber nicht wiedergeben möchte. Ganz verschreckt, ob der derben Aussprüche, fragten Andy und Edi fast gleichzeitig und doch sichtlich verschreckt: „Was häsch ou etz?!“. Ich musste den beiden dann erklären, dass ich den Schlüssel zur Hütte im Auto vergessen habe. Zur Erklärung: In Norwegen sind die Hütten grundsätzlich immer mit einem großen Schloss zugesperrt. Wir haben schon vor Jahren so einen Schlüssel – den gibt es in jedem Tourismusinfobüro für 20 Kronen auszuleihen – organisiert und seither war/ist das kein Thema für uns. Dumm halt, wenn der Schlüssel im Auto fein warm hat und wir vor einer verschlossenen Hütte stehen. Dumm halt auch für den, der den Schlüssel vergisst, in dem Fall – eh klar – für mich. Ich durfte also die gerade gelaufenen 20 Minuten Strecke wieder zurück und den Schlüssel aus dem Auto holen. Edi und Andy haben es sich inzwischen auf einem großen Stein gemütlich gemacht.

Verschnaufen lassen haben mich die beiden nicht wirklich. Aus gutem Grund, weil wir hatten nicht mal eine Karte von der Gegend. Nur halt unsere Autostraßenkarte und die ist für das Gelände halt doch etwas zu ungenau. Es kam dann auch genau so, wie es kommen musste. Andy an der Spitze unseres Dreiergespannes lief einfach einem Wildschweinpfad lang und hat sich um meine Einsprüche („He mir sind falsch“, Ma do ufe kom i nia“) einen feuchten ihr wisst schon was geschert. Zum Glück sind uns, nach kurzer Zeit, doch noch Wanderer (Touristen) entgegen gekommen. Die hatten wenigstens eine Karte dabei, auf die wir einen Blick werfen durften. Andy: „Hm, jo do simr falsch, mir münd widr abe und uf’r andra Sita widr ufe“. Gesagt getan. Nach gut 30 Minuten sinnlosem „Durch-die-Büsche-dem-Andy-entlang“, waren wir dann endlich auf dem richtigen Weg. Auf der Hütte angekommen, machten wir es uns zuerst so richtig gemütlich. Jeder einzelne von uns, hat den Rucksack auf den Kopf gestellt und in der ganzen Hütte verteilt. Quasi „Revier markiert“. Das ging auch bis gut 23 Uhr gut. Wir waren gerade dabei (...und zwar nackt...), dem norwegischen Sonnengott für das tolle Wetter und für das nicht ausschalten der großen Leuchte zu danken, da kam eine Wikingerin (ca. 1,70 groß, blond, blaue Augen, die Haare zum Zopf gebunden) zur Tür herein. Unglaublich, wie schnell man sich anziehen kann und dabei gleichzeitig noch die komplette Hütte zum glänzen bringen kann!

Den Weg zur nächsten Unterkunft gingen wir dann erst so um 13:00 Uhr an. Zum einen deshalb, weil Andy und Edi die Augen nicht von der Wikingerfrau nehmen konnten, zum anderen deshalb, weil die beiden Helden mich erst um 12:00 Uhr geweckt haben (die wollten halt das Mädel für sich haben, versteh ich schon...). Auf der Haakonsbu angekommen, stellten wir fest, dass die Hütte nur aus einem Raum und vier Schlafplätzen bestand. Grundsätzlich kein Problem, wären nicht zwei Dinge passiert. Als erstes sahen wir das Wikingermädel wieder. Diesmal vor der Hütte und zwar halb nackt. Die hat sich halt gesonnt. Dem Andy ist das dann doch zu viel geworden, der ging dann gleich in den nahegelegenen See und kühlte sich dort etwas ab. Edi hat sich neben das Mädel gesetzt und hat den Mund nicht mehr zubekommen. Kennt jemand das Gesicht eines Kindes, dem man das Eis, direkt vor dem ersten Schlecken, wieder wegnimmt? Kennt jemand die Geräusche dazu, die das Kind dann macht? Solche waren jedenfalls von Edi zu hören, wann immer sich das Mädel bewegt hat. Nicht zu glauben? Doch, doch, ich hab alles gefilmt!!!

Das Mädel hat dann das Weite gesucht und wir waren allein. Halt gerade mal bis nach dem Essen. Da polterte es zuerst draußen und dann wurde die Türe aufgerissen (schade um die ca. 40 Grad, die wir uns mithilfe des Ofens erzeugt haben). In der Tür standen zwei Trolle! Einer älter als der andere!
Bei der Gelegenheit: Unglaublich, wie ein und dasselbe Geräusch, zwei komplett verschiedene Situationen erzeugt. Dem Andy viel der Löffel aus der Hand! Dabei hat er die gleichen Geräusche gemacht, wie Edi kurz vorher!
Ich habe ja meine Mathematura um einen Punkt besser abgeschlossen als mein Bruder. Für mich also kein Problem, drei und zwei zusammenzählen. 3+2=Nicht 4! Es gab aber nur vier Schlafplätze!!! Ich bin zwar größer, zumindest aber sicher dicker wie die Edi und Andy, aber da hatte ich schon keine Chance mehr. Ich musste (...ich durfte soll ich schreiben, sagt Andy) draußen schlafen. Die beiden haben mir dann draußen vor der Hütte einen Verschlag gebaut (zum Glück nicht abzusperren), unter dem ich mich verkriechen konnte. Ich hab sogar meinen Schlafsack mitnehmen dürfen! Bei ehrlich gesagt, angenehm warmen 12 Grad draußen, habe ich dann die Nacht verbracht. Edi und Andy haben sich derweil mit den beiden Trollen beschäftigt und ihnen Märchen und Gedichte aus Kehlegg vorgetragen.

Da ich am nächsten Morgen wieder so spät von Andy geweckt worden bin, hab ich grad mal die Suppenreste vom Vorabend als Frühstück gekriegt. Logischerweise bin ich dann beim laufen sehr still geworden und einfach so hinter Andy und Edi hergelaufen. Ich kann mich dann (so nach zwei Stunden) nur mehr daran erinnern, dass ich auf einem schräg zur Laufrichtung platzierten Stein, mit beiden Knien zum Stein gesehen habe und links und rechts die Stöcke noch in der Hand hielt. „He, bisch am beta? Mekka isch ab’r do ome!“ meinte dann Edi. Der hat wahrscheinlich auch nicht gesehen, dass es mich über die beiden vorigen Felsen voll runtergehauen hat!

Alles in allem eine tolle Tour, bei der ich zumindest viel gelernt habe. Wer es nicht im Kopf hat, hat es in den Füssen. Wer schnarcht, kann überall schlafen und wenn jemand Hunger hat, dann können auch Felsen ganz schmackhaft sein.

Morgen zeigen wir dem Edi das Wikingermuseum in Borg.

Edi, Andy und Markus

       

 

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