Wochenbericht - 21. bis 29. Juli 2006
In der Woche sind wir viel in den Bergen Norwegens rumgewandert. Zuerst eine Zwei-Tagestour zum geographischen Mittelpunkt und dann eine Drei-Tagestour im Dovrefjell-Nationalpark. Beides waren tolle Ausflüge, wegen denen wir ja auch nach Norwegen gekommen sind. Bei diesen beiden Touren sind zwei Dinge aufgefallen.
Erstens kann Andy trotz Kompass und einer 1:50.000-Karte sich mal verlesen und komplett vom Weg abkommen. So geschehen beim Marsch zum Mittelpunkt von Norwegen. Nach einer kurzen Unachtsamkeit war kein Weg und kein gar nichts mehr zu sehen. Einzig eine riesige Sumpflandschaft die auf einer Seite von einem mit kleinen Birken übersähten Wald abgegrenzt wurde. Wir sind da gut eine Stunde rumgeirrt und hätten uns im Wald fast verlaufen. Fünf Meter hinein ins Dickicht und es war alles voller Spinnen und anderen kleinen Viechern (es würde sich jedenfalls nicht lohnen die zu essen, so klein waren die).
Zweitens war Markus durch den ersten Tripp derart in Schuß, daß ihm Andy am zweiten Tag der großen Tour wirklich langsam vorkam. Andy schlief da glaub ich einfach mal während dem laufen. Das wir trotzdem die vorgegebene Zeit einhalten konnten ist wirklich ein Wunder und lag diesmal zum Glück nicht an Markus.
Auch diese Woche trafen wir einige Eingeborene. Einen Wanderer der eine Hütte etwas abseits des norwegischen Mittelpunkt hatte. Ein Pärchen aus Frankreich, die fast kein Wort gesprochen haben und nur große Augen machten als sie Andys Kopftuch und seine langen Haare sahen bzw. Markus seinen Bart sahen. Ein anderes, norwegisches Pärchen, mit dem wir uns wirklich toll auf der Raubergshütte unterhalten haben. Natürlich Anita und Arne Stein, bei denen zuhause wir zwei Tage bleiben durften und jetzt schon zum zweiten Mal wie Könige behandelt wurden. Nicht zu vergessen LIM und GEYR, mit denen wir leider nur sehr kurz beieinander waren.
Die Daten und Fakten von dieser Woche:
1. Narvik
Narvik hieß bis 1899 "Victoriahavn" und liegt in Nordnorwegen. Die Einwohnerzahl liegt so um die 20.000 und "Stadt" wurde sie schon im Jahr 1902. Wegen des schwedischen Eisenerzes (wird mit einem Zug bis nach Narvik gefahren) besetzten die Deutschen im zweiten Weltkrieg die Stadt. Da Narvik auch im Winter einen Eisfreien Hafen bieten kann war das natürlich ebenfalls ein Grund für die wirklich heftigen Kämpfe im zweiten Weltkrieg. Die Stadt wurde 1940 von den deutschen vollständig eingenommen und war zu diesem Zeitpunkt aber schon völlig zerbomt. Nur kurze Zeit später konnten die Engländer Narvik wieder befreien. Ein Kriegsmuseum erinnert noch heute an diese Zeit (es wurden übrigens zu der Zeit (1940) in der Gegend auch die norwegischen Panzerschiffe "Norge" und "Eidsvolt" zerstört. Noch heute könnten in den Bergen rund um Narvik die Stellungen aus dem 2. Weltkrieg gefunden werden. Erst in den 80er Jahren fand man noch so eine original erhaltene Stellung.
Erst in den 70er Jahren wurde der Erzbahnhof/-hafen gewaltig ausgebaut. Schiffe in der Größe von Öltankern können dort anlegen und das Erz aufnehmen (bis zu 350.000 Tonnen pro Schiff konnten/werden verladen).
2. Samen
"Sumpfleute" wäre ebenfalls eine anerkannte Bezeichnung für dies Volksgruppe, die aus dem Uralgebiet nach Skandinavien gewandert sind. Ca. 25.000 Samen leben im Norden von Norwegen. Früher ausschließlich Nomaden die mit Renntierzucht und jagen ihr Brot auf den Teller bekamen, wurden sie leider fast zur Gänze "Assimiliert". Erst in den 60er Jahren konnte der Verlust ihrer Sprache aufgehalten werden und erst in den 90er Jahren!!! wurde den Samen erlaubt die Sprache in Schulen zu unterrichten. Zu der Zeit wurde Sprache in einigen Kommunen auch als Amtssprache eingeführt. Um 1980 erfuhr die Weltöffentlichkeit einiges über die Samen, als sie sich erfolgreich gegen den Bau eines Staudammes auf ihrem Gebiet wehren konnten.
3. Geographischer Mittelpunkt Norwegens
Der Punkt ist im Sommer nur zu Fuß zu erreichen. Der Weg dahin dauert gute drei Stunden und ist leicht begehbar. Die genauen Daten des Punktes sind: N 63°59.26 und E 12°18.28. Der Punkt liegt etwas oberhalb und etwas östlich (ca. 50 km) von der Stadt "Steinkjer" die wiederum an der E6 liegt und kurz oberhalb von Trondheim ist. Das dortige Denkmal wurde erst diesen Winter (2005/06) fertig gestellt und die offizielle Eröffnung wird mit Ende Sommer 2006 angegeben.
4. Unsere Zwei-Tages-Tour:
Wir liefen ganz in der Nähe vom "Lustadvatnet" los zur Hütte "Seterjønnyhytta" und zurück. Der Weg hin und zurück brachte uns 21 Kilometer zu laufen. Wir brauchten für diese 21 Kilometer 5 Stunden und 32 Minuten. Höhenmeter waren es nicht so viele. Gerade mal 150 Meter.
5. Unsere Drei-Tages-Tour:
Hier liefen wir von der Hütte
"Vangshaugen" auf 740 Metern Höhe weg zur Hütte "Rauberghytta". Am nächsten Tag weiter zur Hütte "Grøvudalshytta". Von da dann wieder zurück zur "Vangshaugen". 48 Kilometer in drei Tagen, 14 Stunden reine Gehzeit in diesen drei Tagen. Höhenmeter müsst ich noch rausschreiben - es waren jedenfalls etliche...
6. Jostedalsbreen
Größter Inlandsgletscher auf dem europäischen Festland. Etwas über 100 Kilometer lang. Flächenmäßig ca. 1.200 km2 groß. In den Seitentälern gesamt 26 Gletscherzungen - eine davon haben wir uns angesehen, nämlich den "Nigardsbreen". Teilweise wächst in manchen Seitentälern der dortige Gletscher noch (entgegen aller anderen europäischen Geltscher).
So, muß für diese Woche reichen - wir kommen gerade ans Ende des Fjordes den wir mit einem Schiff queren werden. Danach ist es nicht mehr weit nach Bergen. Muß noch ein paar Fotos machen ...
Bis zur nächsten Woche, Markus und Andy. |